Die Weinlese ist wohl die arbeitsreichste und logistisch herausforderndste Zeit des Jahres. In der anstrengendsten, aber auch schönsten Zeit arbeiten Österreichs Winzer:innen fast rund um die Uhr – der Ernte wird eine erhebliche Bedeutung in ökonomischer sowie qualitativer Hinsicht beigemessen.
Die Vorgehensweise
Der Weinqualität wurde in früheren Jahren nicht der größte Stellenwert zugeschrieben. In den Weingärten wurde nur einmal pro Jahr gelesen und zu diesem Zeitpunkt jede einzelne Rebe. Mittlerweile ist die Lese mit mehr Mühe, Aufwand und Sorgfalt verbunden. Bei der Handlese – wie sie vor allem in der Wachau üblich ist – wird in den Rieden oftmals mehrfach gelesen. Man durchquert die Riede, um auszulesen und um später weiter zu lesen. Qualitativ schlechte Trauben werden ausgeschnitten. Der Einsatz von Erntemaschinen ist in der Wachau aufgrund der Steillagen nur schwer möglich. Aber auch dort, wo Maschinen eingesetzt werden könnten, verrichten die Winzer:innen viele Arbeiten von Hand und verzichten bewusst auf Lesemaschinen.
Typische Weinlese in der Wachau
Es ist nicht unüblich, dass bei der Weinlese die gesamte Familie, Freunde und sogar Urlaubsgäste mithelfen. In größeren Betrieben kommen zumeist auch Erntehelfer zum Einsatz, die oft schon viele Jahre bei den Winzerfamilien mitarbeiten und zur Erntezeit aus diversen EU-Ländern nach Österreich reisen.
Der Winzer fährt mit dem Traktor so nahe als möglich an eine Reihe heran. Am Ende jeder Reihe wird eine Lesebutte platziert und jede:r Leser:in erhält eine Schere und einen Kübel, in den die Weintrauben gelesen werden. Sind die Kübel gefüllt, werden diese in die Butte entleert. Der:die Winzer:in – oder jedenfalls ein starker Mann/eine starke Frau – schultert diese und leert sie kopfüber in den Lesewagen.
Der Zeitpunkt
Auch in Österreich beginnt die Weinernte durch die Klimaveränderung immer früher. Einzelne Frühsorten sind bereits Mitte August vollreif, die Hauptlese aber startet im September und dauert mehrere Wochen an. Geerntet wird dann, wenn sich bei den Trauben eine entsprechende Reife eingestellt hat. Während der Zuckergehalt mit zunehmender Reife steigt, nimmt der Säuregehalt kontinuierlich ab. Mithilfe eines Refraktometers kann der:die Winzer:in den Zucker- und Säurewert bestimmen und Rückschlüsse auf das Reifestadium und somit auf den optimalen Lesetermin ziehen. Je nachdem welcher Weintyp angestrebt wird, kann die Weinlese bei unterschiedlichen Reifegraden beginnen. Am längsten hängen die Trauben für Süßweine am Stock, für diese Weine muss der natürliche Zuckergehalt in den Beeren besonders hoch sein.
Sie möchten sobald als möglich wissen, wie der Jahrgang 2023 schmeckt? Wir freuen uns, Ihnen bereits Mitte November die ersten köstlichen Tropfen Jungweine in unserer Vinothek präsentieren zu dürfen.